Ausstellung Backnang 26.11.1989
Prof. Dr. Ernst Günther Grimme

Die Künstlerin Ingrid Moll – Horstmann gehört zu denen, die vom Schlafe aufgewacht sind und deren Augen hindurchgeschaut haben durch die blickverstellende Anbiederung an den verbildeten Geschmack ,der auch vor der religiösen Thematik nicht halt machte. – So hat sich die Paderbornerin immer
wieder der “Frohbotschaft” gestellt, indem sie sie “de Profundis” sah und die Passion auf das Grauen, den Schrecken, das Leid zurückführte. Sie tut dies in Askese formaler Reduktion, in der die „Weinenden Frauen” zu einer Formel des Leids erstarren und das Bild des toten Christus bar jeder Emotion.

Im Werk von Ingrid Moll-Horstmann hat die Illustration keinen Platz mehr.
Ihr geht es um das Getroffenwerden, damit auch der Betrachter „betroffen” sei.

Die Auseinadersetzung mit der Passion hat in Frau Moll-Horstmann Kräfte freigesetzt, die in neuen Themenstellungen erkennen lassen, daß zwar das Erlösungswerk der Schlüssel ist, der das Tor zu einer Bilderwelt öffnet ,Inder aber das Eschatologische nirgends in Gefahr ist durch augenschmeichelnde Schönheit verdrängt zu werden.

Ungeschieden nebeneinander stehen die Aussagen zum Thema Angst und Hoffnung, Trauer und Erlosung. Hier ist die Künstlerin dabei die Befindlichkeiten, die das menschliche Leben bestimmen – Angst und Trauer, Verzweiflung und Hoffnung in ihrem künstlerischen Werk zu erfassen und dadurch ein echtes Opus Humanum zu schaffen.

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